Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Unterstützen, Helfen, Solidarisieren ‒ Ethnographien des Karitativen

Lernforschungsprojekt im Sommersemester 2019 und Wintersemester 2019/20

Lehrende: Laura Gozzer und Johannes Moser

Das Lernforschungsprojekt 2019/2020 beschäftigt sich mit Formen und Infrastrukturen der Unterstützung in München. Die Stadt ist durchsetzt von Hilfsangeboten, die - unterschiedlich institutionalisiert - den Bewohner_innen der Stadt in verschiedenen Lebenssituationen Unterstützung versprechen: bei Schulden, bei der Erkrankung von Familienmitgliedern, im Falle von Obdachlosigkeit, bei Gewalterfahrungen oder bei Armut. Die Angebote sind in ihren jeweiligen Ausrichtungen spezifisch: Sie gründen auf verschiedenen historischen Konstellationen, sind von unterschiedlichen Wertvorstellungen und Normen durchsetzt, werden von verschiedenen Gruppen in der Stadt gestaltet.

Vor dem Hintergrund der fortschreitenden politischen und ökonomischen Krise des Liberalismus richten wir unsere Analysen auf historische Formen von Fürsorge für z.B. Arbeiter_innen ebenso wie auf gegenwärtige Praxen der Solidarisierung mit Geflüchteten. Aus einer Perspektive der Empirischen Kulturwissenschaft können wir hier jeweils fragen: Wer wird wann als hilfsbedürftig erachtet? Wer unterstützt und mit welchen Prämissen und Wertvorstellungen? Wie werden über Praxen des Unterstützen, Helfens und Solidarisierens Orte und Relationen städtischer Gesellschaft verhandelt?

Im Rahmen des zweisemestrigen Lernforschungsprojektes soll ein kulturwissenschaftliches Tableau aus gegenwärtigen und historischen Fallstudien karitativer Beziehungen entstehen, das einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Die Student_innen arbeiten an historischen, ethnographischen oder diskursanalytischen Forschungen zum Thema. Dabei können sie ihren verschiedenen Interessen nachgehen: von der Kleiderspende oder Lebensmitteltafel bis hin zur ehrenamtlichen Unterstützung psychisch Erkrankter; von der politischen Konjunktur des Solidaritätsbegriffs bis zur Analyse der Ehrenamtsstrategie der Landeshauptstadt München; von der Unterbringung von minderjähriger Geflüchteter in Familien bis zu karitativen Konzepten in Unternehmen. Die Student_innen knüpfen in der Erhebung, Auswertung und Verschriftlichung ihrer Forschungsarbeiten an verschiedene Theoriekonzepte der Empirischen Kulturwissenschaft an.

Das Lernforschungsprojekt endete mit einer zweitätigen Tagung, bei der sowohl die Studierenden ihre Arbeiten präsentieren, Menschen aus den Forschungsfeldern von ihrer Arbeit berichten und eingeladene Wissenschaftler_innen zu zentralen Themen referieren.