Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Spätmoderne Arbeits- und Lebenswelten

Arbeit in „neuen Zeiten“. Ethnografien und Reportagen zu Ein- und Aufbrüchen.
Ergebnisse eines Lernforschungsprojektes über „Spätmoderne Arbeits- und Lebenswelten“ (SoSe 2008 bis SoSe 2009)

Projektleitung: Prof. Dr. Irene Götz unter Mitarbeit von Barbara Lemberger, M.A., Piritta Kleiner M.A. und Dr. Birgit Huber

Die im Folgenden vorgestellten 12 Einzelprojekte von Studierenden und Absolventinnen des Instituts für Volkskunde/Europäische Ethnologie gehen auf ein dreisemestriges Lernforschungsprojekt über „Spätmoderne Lebens- und Arbeitswelten“ zurück. Ziel des Projektes war es,  Aspekte der Subjektivierung, Flexibilisierung und Entgrenzung von Arbeit und Leben unter postfordistischen Bedingungen in konkreten Feldern mit einer ethnografischen Herangehensweise und besonderem Fokus auf die Akteursperspektiven auszuleuchten. Die Leitlinien der Einzelprojekte erarbeiteten sich die Studierenden der Europäischen Ethnologie selbst in einer intensiven Auseinandersetzung zum einen mit einschlägiger interdisziplinärer Forschungsliteratur zum Themenfeld der subjektivierten, postfordistischen Arbeit, der Kultur des neuen Kapitalismus (Sennett 1998) und seines „Geistes“ (Boltanski, Chiapello 2003) sowie zu den Prekarisierungstendenzen, die mit der Umstrukturierung des Arbeitsmarktes einhergehen (Götz, Lemberger 2009). Zum anderen entwickelten sich die Fragestellungen und Forschungsbereiche aber vor allem  im unmittelbaren Feldkontakt.

Die Ethnografinnen und Ethnografen spürten über Monate hinweg den subjektiven Erfahrungs- und Bearbeitungsformen von sich wandelnden Berufsbildern, Tätigkeitsprofilen und (Geschlechter-)Rollen einer Arbeitswelt nach, die sich gegenwärtig radikal transformiert. Sie führten Interviews und teilnehmende Beobachtungen in unterschiedlichen Feldern durch – in Agenturen und Arbeitsgemeinschaften, Büros und Betrieben, in sozialen Einrichtungen des ersten und so genannten „zweiten Arbeitsmarktes“ – , in denen diese Transformationen besonders spürbar waren.

So entstanden Ethnografien und Reportagen zu Ein- und Aufbrüchen – ethnografierte Episoden, erzählte Lebensgeschichten und aus der Innensicht erfahrenen Szenarien. Sie machen deutlich, wie betriebliche Umstrukturierungen sowie eine zunehmende Ökonomisierung und Prekarisierung der Verhältnisse weit über das rein Geschäftliche hinaus in das häusliche Privat- und Familienleben hinein reichen. Die Mikroanalyse der Lebenswelten erfasst teils Transformationen, die „vor Ort“ unmittelbar als Folge einer neoliberal gewendeten Arbeitsmarktpolitik des aktivierenden Sozialstaates spürbar werden. Teils sind sie aber auch Folge generellerer globaler Krisen.

Was die aktuelle Finanzmarktkrise, aber auch Rationalisierungen in Folge von Globalisierungsprozessen für unterschiedliche Arbeitskräfte konkret bedeuten, wird in diesen Fallstudien ausgeleuchtet. Sie zeigen überdies: Ob subjektivierte Arbeitsverhältnisse z.B. als prekär oder vielmehr als Zugewinn an Selbstbestimmung und Kreativität empfunden werden, wird entlang branchen-, milieu-, gender- und schichtspezifischer Linien ausgehandelt.

Am Ende entstanden 12 Fallstudien, die als Band 7 der Münchner Ethnographischen Schriften des Instituts für Volkskunde/Europäische Ethnologie veröffentlicht wurden (Arbeit in "neuen Zeiten". Ethnografien und Reportagen zu Ein- und Aufbrüchen). Kurzfassungen der Beiträge dieses Bandes finden sich unten angefügt. Darüber hinaus vertieften einige der Studierenden ihre Forschungen in Form von Magisterarbeiten.