Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Band 04

Christine Walther: Siegertypen. Zur fotografischen Vermittlung eines gesellschaftlichen Selbstbildes um 1900. Würzburg: Königshausen und Neumann, 2007. 285 S. m. zahlr. Abb. ISBN 978-3-8260-3510-4

Der jubelnde Sieger, der durch die Aufnahme aus der Untersicht in den Himmel gehoben und als Held betitelt wird, ist in der Sportberichterstattung des 21. Jahrhunderts ein dominantes Seh- und Wahrnehmungsmuster. Ende des 19. Jahrhundert ist es dagegen noch nicht präsent. Gewinner werden in adrettem Anzug porträttypisch vor den gemalten Landschaftskulissen eines Fotoateliers abgelichtet zumeist ohne Unterschied zu den Verlierern. Die Studie verfolgt die Genese der fotografischen Siegerdarstellung bis zur Herausbildung der heroisierenden Ikonographie, die bis in die Gegenwart tradiert wird. Die Inszenierung als Held zielt bei den Rezipienten der Bildnisse fraglos auf Akzeptanz. Diese wird anvisiert durch den Entwurf eines idealisierten, gesellschaftlichen Selbstbildes am Beispiel des Siegers. Einblicke in das Norm- und Wertesystem der historischen Gesellschaft suchend werden die Visualisierungen nach der Abbildung von Diskursen bezüglich zentraler soziokultureller Identitätsangebote geschlechtliche, nationale und soziale Zugehörigkeit befragt. Die Fotos werden dabei als Imaginationsräume untersucht, innerhalb derer Subjektivationen über das Abgebildete in Symbole umcodiert sind.