Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

WP 5. Migration und Mobilität

WP 5.1. Seminar

Dr. Daniel Habit
Raumformationen und Ortslogiken.
2-stündig, Di. 10-12, Oettingenstr. 67, U 127

Dieses Seminar möchte auf der Grundlage theoretischer Auseinandersetzungen mit dem Themenkomplex Raum (Spatial & mobility turn, Radical Geography, Eigenlogik & Habitus, Atmosphären & Wahrnehmung, Erinnerung & UnOrte) nach der Formation von Räumen und Orten fragen. Raum soll dabei nicht mehr nur als vorgegebene Bühne für soziales Agieren verstanden werden, sondern die verschiedenen Wechselwirkungen und gegenseitigen Bezug- und Einflussnahmen beleuchtet werden. Wie prägen Akteure den Raum? Und der Raum die Akteure? Welche Auswirkungen haben Mobilitätsformen aller Art auf den Menschen und den Raum? Wie werden Räume konstruiert und wahrgenommen? In dem zum Seminar gehörenden Methodenkurs sollen die daraus entstehenden Forschungsfragen mit den passenden Methoden in ethnographischen Übungen selbst erprobt und kritisch beleuchtet werden. Wer also Lust hat sich durch verschiedenste theoretische Ansätze zu lesen, daraus konkrete Fragestellungen zu entwickeln, diese mit den passenden Methoden auf ihren Alltagsbezug hin durchzuspielen und eigene Feldversuche zu unternehmen, der ist in diesem Seminar richtig (6 ECTS, Modulprüfung mit WP5.2: Hausarbeit oder Klausur, benotet).

Einführende Lektüre: Rolshoven, Johanna 2003: Von der Kulturraum- zur Raumkulturforschung. Theoretische Herausforderungen an eine Kultur- und Sozialwissenschaft des Alltags. In: Zeitschrift für Volkskunde 99, 189-213. Döring, Jörg; Tristan Thielemann: Was lesen wir im Raum? Der Spatial Turn und das geheime Wissen der Geographen. In: Dies. (Hrsg.): Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Bielefeld, 7-48. Schmidt, Lauber, Brigitta 2009: Orte von Dauer. Der Feldforschungsbegriff der Europäischen Ethnologie in der Kritik. In: Binder, Beate/ Hengartner, Thomas/ Windmüller Sonja (Hg.): Kultur – Forschung. Berlin, S. 237-259.

WP 5.2. Übung

Dr. Daniel Habit
Raumformationen und Ortslogiken.
2-stündig, Mi. 16-18, Oettingenstr. 67, 131

Diese Übung möchte in Anlehnung an das Seminar stärker auf die gewählten Fallbeispiele und eigenen Feldforschungsaufgaben eingehen und diese vor allem in methodischer Hinsicht beleuchten. In Hinblick auf spätere Seminare soll dabei vor allem die Planung, Umsetzung und Auswertung eigenen empirischen Arbeitens im Mittelpunkt stehen. In erster Linie richtet es sich an die Seminarteilnehmer, steht aber auch jedem Interessierten offen (3ECTS, Modulprüfung mit WP 5.1 benotet).

 

WP 5.1. Seminar

Natalie Bayer M.A.
Die Repräsentation der Migration
2-stündig, Do. 10-12, Amalienstr. 73a, 106

In diesem Seminar werden wir die Bilder und Debatten zur Migraton aus zeitgenössischer und historischer Perspektive untersuchen. Ausgangspunkt bildet insbesondere die Lektüre der kritischen Migrationsforschung, in der das Verhältnis zwischen Nation und Migration sowie deren Bestimmung und Definitionen diskutiert werden; dabei wird deutlich, dass der Blick auf Migration und ihre Akteure in der Regel aus der Perspektive der Nation erfolgt, die Sesshaftigkeit zur Normalität, Migrations- und Mobilitätsprozesse dagegen zum Ausnahmefall erklärt. Das Konzept Kultur dient hierbei der Differenzierung, Festlegung und Fixierung nach vermeintlich eindeutigen Eigenschaften mit weitreichenden Folgen hinsichtlich des Zuganges zu gesellschaftlich legitimierten Sphären und Handlungsmöglichkeiten. Gerade in politischen Reden, Kampagnen, der Berichterstattung, Ausstellungen und auch der Wissenschaftspraxis werden bestimmte Motive unter solchen Rhetoriken ständig re-produziert. Dabei werden jedoch selbstbestimmte Bilderproduktionen der Migration stets ausgeblendet oder im Sinne einer nationalen Perspektive transformiert.

Gemeinsam werden wir die Perspektiven, aus denen sich das Thema Migration im Denken, Sprechen und Visualisieren manifestiert, nach ihren Prämissen und Wirkungsweisen untersuchen. In Gruppenarbeit gehen wir den Diskursen, Akteuren, Praktiken und Orten der Repräsentation der Migration nach (6 ECTS, Modulprüfung mit WP5.2: Hausarbeit oder Klausur, benotet).

Vorbereitende Lektüre: Hess, Sabine 2011: Welcome to the container. Zur wissenschaftlichen Konstruktion der Einwanderung als Problem. In: Friedrich, Sebastian (Hg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft. Edition Assemblage. Münster, S. 40-58.

WP 5.2. Übung

Katrin Resch M.A.
Pendlergeschichten. Alltagsmobilität in ethnographischer Perspektive
2-stündig, Mi. 16-18, Geschw.-Scholl-Pl. 1, B 011

Immer mehr Menschen sind heutzutage mit dem Erfordernis beruflicher Mobilität konfrontiert, denn die Leitfigur der Moderne ist der mobile Mensch. Mobilität gilt als Schlüsselbegriff und umfasst dabei sowohl soziale Beweglichkeit als auch die räumliche Bewegung, die sich in unterschiedlichen Formen an Häufigkeit und Umfang ausprägt. Im Mittelpunkt dieser Übung sollen Tagespendler stehen, also Personen, die täglich in die Arbeit pendeln und dabei eine durch unsere moderne Welt verursachte arbeitsbedingte Mobilität an den Tag legen, welche sich als täglich in ähnlicher Weise ablaufende Ortsveränderung zeigt. Zwar wurde diese ”Alltagsmobilität” in den letzten Jahren systematisch untersucht und sind als wesentlichste Merkmale der Mobilität ihre Frequenz, die räumliche und zeitliche Verteilung, die gewählten Verkehrsmittel und die Anlässe/Zwecke/Motivationen erhoben worden – so liegt beispielsweise München laut einer Erhebung des Bundesverkehrsministeriums von 2008 an zweiter Stelle der deutschen Städte mit den meisten Berufstätigen, die zur Arbeit aus dem Umland in die Metropolregion einpendeln1, – insgesamt gibt es jedoch wenige volkskundliche Auseinandersetzungen zu dieser speziellen Gruppe der Berufsmobilen. Welche Auswirkungen hat diese Mobilitätsform auf die einzelnen Personen und ihr Leben, wie organisiert sich der Alltag damit? Gibt es Praktiken des Überganges vom beruflichen zum Privatleben und wenn ja, was für Formen können beobachtet werden? Gibt es Alternativen zum Pendeln? Solche und ähnliche Fragen, sollen in dieser Übung gestellt und untersucht werden.
Nach einer Einführung in die Mobilitätsforschung und der arbeitstechnischen Fragestellungen sollen aktiv im Feld in biographischen/themenzentrierten Interviews Personen befragt und diese Daten mit teilnehmender Beobachtung ergänzt und Literaturrecherchen verfestigt werden, um so diese auf volkskundliche Weise generierten Daten mit bereits vorhandenen Mobilitätsforschungsansätzen zu verbinden. Diese kulturwissenschaftliche Sicht auf das Phänomen der Tagespendler möchte den (sehr häufig reinen) verkehrstechnischen oder medizinisch-psychologischen Erhebungen Mikroanalysen beistellen, in denen dieses Thema aus der Sicht der Akteure beleuchtet werden soll, denn die gesellschaftliche Relevanz ist nicht nur für Verkehrstechniker und Städteplaner oder Berufspsychologen und Arbeitssoziologen gegeben.

Voraussetzung für die regelmäßige Teilnahme ist auch die Übernahme einer Ergebnispräsentation im Verlauf des Seminars (3ECTS, Modulprüfung mit WP 5.1, benotet).

Vorbereitende Lektüre: Irene Götz u.a. (Hg.) 2010: Mobilität und Mobilisierung. Arbeit im sozioökonomischen, politischen und kulturellen Wandel. Frankfurt am Main  (= Arbeit und Alltag, 1); Norbert F. Schneider / Ruth Limmer / Kerstin Ruckdeschel 2002: Mobil, flexibel, gebunden. Familie und Beruf in der mobilen Gesellschaft. Frankfurt am Main.