Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Vortrag von Prof. Dr. Ana Luleva zum Thema: Informalität und Vertrauensnetzwerke im Tourismus am Beispiel des bulgarischen Gebirgskurorts Borovets

am Dienstag, den 25. Juni 2013, 12h c.t. in Raum 133, Oettingenstr. 67

25.06.2013

Einladung zum Vortrag von Prof. Dr. Ana Luleva vom Institut für Ethnologie und Folkloristik der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften Sofia spricht zum Thema

Informalität und Vertrauensnetzwerke im Tourismus am Beispiel des bulgarischen Gebirgskurorts Borovets

am Dienstag, den 25. Juni 2013, 12h c.t. in Raum 133, Oettingenstr. 67


Der Vortrag ist den Formen und dem Funktionieren von informellen Praktiken und persönlichem
Vertrauen als Teil der Arbeitskultur und des Unternehmertums im Sozialismus und Postsozialismus
gewidmet. Die ethnologischen und anthropologischen Untersuchungen der postsozialistischen
und der Mittelmeergesellschaften in den letzten zwei Jahrzehnten zeigen, dass die Informalität keine der Formalität entgegengesetzte Sphäre ist, sondern ihr „Systemprinzip“. Folglich wäre es sinnvoller, Informalität und Formalität nicht als entgegengesetzte Sphären und sich gegenseitig ausschließende Praktiken zu betrachten, sondern eher als zwei Taktiken, von denen jede dazu dient, mit der Unberechenbarkeit des Systems zurechtzukommen. Die Bedeutung des persönlichen Vertrauens ist von größter Bedeutung in der bulgarischen Gesellschaft, die durch ‚public distrust‘ charakterisiert ist (Benovska, Chavdarova, Giordano, Roth). Am Beispiel des ältesten bulgarischen Gebirgskurorts Borovets (im Rilagebirge, Westbulgarien) betrachte ich die Veränderung der Arbeitskultur und die Bedeutung des persönlichen Vertrauens und der Informalität in den beiden wirtschaftlich und politisch unterschiedlichen Regimes. Ich kommentiere auch die These, dass die im Bereich des Tourismus arbeitenden Frauen zu den „Gewinnern“ des Übergangs gehören, im Unterschied zu den in anderen Wirtschaftsbranchen tätigen Männern und Frauen (Ghodsee).
Dr. Ana Luleva, geb. in Samokov, Bulgarien, studierte 1980-86 an der Universität Sofia Geschichte
und Germanistik und arbeitete dann am Ethnographischen Institut in Sofia, wo sie 1996 auch ihre Dissertation zum Thema “Die Welt der Dinge im traditionellen bulgarischen Haus” abschloss. Seit 1997 ist sie Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie und Folkloristik der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften sowie Assistant Professor an der New Bulgarian University. Aus einem Kooperationsprojekt mit der Abteilung für südosteuropäische Geschichte der Universität Graz und einem Projekt des Bulgarischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft sind mehrere Arbeiten zu den Bereichen Familie und Gender hervorgegangen, publiziert u.a. in der Zeitschrift Ethnologia Balkanica. In den letzten Jahren hat sie Forschungsprojekte zur Zwangsarbeit sowie zum kollektiven (Nicht)Erinnern an die Zeit des Sozialismus geleitet und zu diesen Themen auch publiziert.