Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Alpine Lebenswelten, Perspektiven und Situationen (ALPS)

Jeweils Dienstag, 18:30, im Alpinen Museum, Praterinsel 5

24.04.2018 – 10.07.2018

Programm

24.4. Friedemann Schmoll (Jena): Aufbrechen im aufrechten Gang – Streifzüge durch die Geschichte des Wanderns

Abstract: Gehen heißt immer auch denken, schauen, fühlen – Gänge durch Natur und Landschaft folgen immer auch Gedankengänge. Die meisten Fußgänger der Geschichte – Vagabunden, Landstreicher, Flüchtlinge – besaßen keinen guten Leumund, waren sie doch nicht freiwillig zu Fuß unterwegs, sondern weil sie es mussten. Das 19. Jahrhundert gilt als Epoche des Aufbruchs hin zum modernen Wandern – aus freiem Willen, selbstbestimmt und selbstbewusst. Jetzt wird das Wandern um der Bewegung willen zur Lust. Wälder, Landschaften, Gebirge – ehedem abweisende Orte der Angst – entfalten ästhetische Anziehungskräfte und werden zu Räumen neuer ästhetischer und körperlicher Erfahrung. Der Vortrag folgt den neuen Gangarten und ihren ideologischen Schrittmachern. Wandern – eine deutsche Lust?

8.5. Nikolaus Heinzer (Zürich): Unterwanderungen – Wie Wölfe die Schweizer Alpen in Bewegung bringen

Abstract: Mit ihrer raumgreifenden Lebensweise überqueren Wölfe immer wieder Grenzen: politisch-administrative, aber auch emotionale, gefühlte, imaginierte Grenzen. Dadurch unterwandern sie Grenzziehungen des Menschen und lösen intensive gesellschaftliche Debatten aus. Wie geht eine moderne Schweiz mit Wildnis um? Welche Rolle spielt der Wolf in den Alpen? Und welche Rolle spielen die Alpen in der Schweiz? Bei ihrer Rückkehr in die Schweizer Alpen treffen die Wölfe auf ein nicht nur ökologisch, sondern auch sozial und ideologisch besonders sensibles Terrain. Der Vortrag nutzt die Wölfe daher als Zugang, um zentrale Fragen und Konflikte der heutigen Schweiz und insbesondere der Schweizer Berggebiete anhand von ethnographischem Material zu beleuchten.

29.5. Bernhard Tschofen (Zürich): Alles Alpen? Anmerkungen zur Erforschung und Vermittlung des Alpinen im Zeichen seiner Entgrenzung

Abstract: Was verändert sich, wenn die Alpen auf die europäische Agenda gesetzt werden, zusehends ins urbane Leben eindringen und verstärkt virtuelle Welten erreichen? Die Gegenwart des Alpinen war immer vom Wechselspiel konkreter und imaginärer Räume geprägt. In einem relationalen Kulturverständnis liegt darin der Schlüssel zum Verständnis ihrer Spezifik. Doch wie lässt sich angesichts fortschreitender Entgrenzungsprozesse das Alpine erforschen und einer erweiterten Öffentlichkeit vermitteln? Der Vortrag unternimmt den Versuch, diese Fragen vor dem Hintergrund aktueller Theorieangebote und anhand konkreter Beispiele zu diskutieren.

12.6. Babette Kirchner (Dortmund): Wer klettert besser? Eine soziologische Perspektive auf die Bewegungskompetenz im Sportklettern

Abstract: Welche Motivation müssen Menschen aufweisen, welche Fähigkeiten müssen sie entwickeln, damit sie als kompetent(er) im Sportklettern gelten? Obwohl jeder Mensch (irgendwie) klettern kann, gelten Frauen oftmals als fähiger, Männer hingegen als motivierter. Im Rahmen des Vortrages wird dargelegt, wie geschlechtliche Differenzierungen im Sportklettern begründet werden und wann diese verworfen werden.

26.6. Sarah Willner (Tübingen): „Den Ötzi besteigen“. Populäre geschichtskulturelle Praktiken und Performanzen auf archäologischen Themenwanderwegen in den Alpen

Abstract: Themenwege und -wanderungen sind ein wachsendes Angebot innerhalb der populären Geschichtsvermittlung – auch in den Alpen. Im Rahmen von alpinistischen Praktiken und geschichtskulturellen Narrativen werden sie zu „Themed Environments“ in denen leibliche Bezüge zur Vergangenheit hergestellt werden. Hierbei übertragen und verstärken sich gängige Topoi des Alpinismus mit dem Reenactment von Ötzis letzter Wanderung und das Bergglück wird zum Medium der historischen Präsenz.

10.7. Sandro Ratt (München): Ordnungsdeformationen. Zur kulturwissenschaftlichen Analyse einer Lawinenkatastrophe

Abstract: Am 11. Januar 1954 ereignete sich im österreichischen Bergdorf Blons eine verheerende Lawinenkatastrophe. Der Vortrag geht den damaligen Geschehnissen aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive nach und unternimmt den Versuch, diesen ursachen und folgenreichen Ereigniskomplex in seiner konstitutiven Ordnungsverwobenheit zu rekonstruieren.