Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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CfP: Stadt in Bewegung: Aushandlungen von Mobilität und (Lebens-)Raum

Die Tagung findet am 27.11.2025 im Rahmen des DFG Projekts "Wem gehört die Straße? Urbane Aushandlungen um Mobilität und Raumnutzung im Kontext der 'Verkehrswende' als gesellschaftlicher Transformationsprozess" statt und wird organisiert von Alina Franziska Becker und Christiane Schwab (Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie, LMU München)

27.11.2025

Vor dem Hintergrund immer drängenderer Herausforderungen wie Luftverschmutzung, Erhitzung und Platzmangel gilt es, neue Kriterien auszuhandeln, nach welchen städtische Plätze und Straßen als Fortbewegungs- und Lebensräume gestaltet und von den Stadtbewohner:innen angeeignet werden können. Die interdisziplinäre Tagung „Stadt in Bewegung: Aushandlungen von Mobilität und (Lebens-)Raum“ zielt darauf ab, den oft konfliktreichen Verständigungsprozess zwischen verschiedenen Akteur:innengruppen zu beleuchten und dabei den Wissenstransfer zwischen Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu fördern. Im Zentrum stehen Debatten und Prozesse in der Stadt München, jedoch sollen auch Forschungen und Best-Practice-Beispiele aus anderen Städten berücksichtigt werden.

Der Fokus der Tagung liegt auf den verschiedenartigen Ansprüchen und Vorstellungen in Bezug auf Fortbewegung und Stadtraumnutzung. Es geht darum zu diskutieren, welche Wissensbestände, Ideen, Sinnzuschreibungen und Bedürfnisse rund um Mobilität, Raumnutzung, Partizipation und das ‚gute‘ Leben in der Stadt vergangene wie gegenwärtige Debatten um den Zustand und die Zukunft der Städte bestimm(t)en. Dabei wollen wir auch fragen, welche Zusammenhänge zwischen teilweise stark konfligierenden Wahrnehmungen und sozialen Strukturen bestehen und Möglichkeiten evaluieren, wie im Sinne einer dialogisch-demokratischen Stadtentwicklung widerstreitende Perspektiven anerkennend wahrgenommen und integriert werden können.

Darüber hinaus soll sich die Tagung damit beschäftigen, wie sich der gebaute Stadt- und Straßenraum seit dem Aufstieg des motorisierten Individualverkehrs verändert hat und welche vergangenen, gegenwärtigen (und möglicherweise auch zukünftigen) Aushandlungsprozesse sich in ihm spiegeln. Dabei soll auch danach gefragt werden, welche Bedeutung die Materialität des Stadt- und Straßenraums in seiner Historizität und Aktualität für (künftige) Gestaltungsmöglichkeiten hat. Die Analyse und Diskussion historischer Entwicklungen der gebauten Stadt, aktueller Trends und möglicher Zukunftsszenarien soll es ermöglichen, gegenwärtige Debatten mit ihren Polarisierungen distanziert zu betrachten und kreative Strategien zu entwickeln, die den gesellschaftspolitischen, ökonomischen, ökologischen und auch sozialen Herausforderungen der „Verkehrswende“ gerecht werden können.

Die Tagung bringt Wissenschaftler:innen, Politiker:innen, zivilgesellschaftlich Engagierte, Expert:innen und Interessierte zusammen, die sich mit den komplexen Zusammenhängen städtischer Transformationen auseinandersetzen. Ziel ist es, Perspektiven zu entwickeln, wie unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen zu den Themen Mobilität und Raumnutzung anerkennend sichtbar gemacht und nachhaltig in Stadtentwicklungsprozesse eingebunden werden können. Mit der Tagung wollen wir Gespräche zwischen verschiedenen Gruppen anregen, die sich unter anderem mit den folgenden Fragen befassen:

  • Welche verschiedenartigen Bedürfnisse und Sinnzuschreibungen bestehen in Bezug auf urbane Mobilität, Raumnutzung, Partizipation und das ‚gute‘ Leben in der Stadt? Wie bestimmen sie neben gebauten Strukturen die vielgestaltigen Praktiken der Aneignung des Stadt- und Straßenraums? Inwiefern wird durch spezifische (politisch und/oder zivilgesellschaftlich organisierte oder spontane) Aneignungspraktiken die Materialität des städtischen Raums herausgefordert und mit welchem Ergebnis?
  • Wie beeinflussen unterschiedliche Vorstellungen von Fortbewegung, Stadtraumnutzung und gesellschaftlicher Teilhabe das Verständnis von Flächengerechtigkeit? Welche Rolle spielt die Materialität des städtischen Raums bei der Nutzung und (Um-)Verteilung von Flächen?
  • Welche Rolle spielen kulturelle Vorstellungen von Fortbewegung für die verschiedenen Mobilitätspraktiken (Zufußgehen, Radverkehr, motorisierter Individualverkehr)? Wie beeinflussen städtische Infrastrukturen das Verhältnis und die Praxis der verschiedenen Mobilitätsformen?
  • Welche Vorstellungen von Stadtraumnutzung, Stadtgesellschaft und Mobilität bestimmen städtebauliche Konzepte wie die 15-Minuten-Stadt und die Superblocks? Welche Rolle spielt(e) bei dem Entwurf und der Umsetzung dieser Konzepte die Materialität des städtischen Raum? Wie kann die Pfadabhängigkeit einer autogerechten Stadtgestaltung überwunden werden?
  • Inwiefern führen unterschiedliche Mobilitätsvorstellungen und Ansprüche an den städtischen Raum sowie an der Teilhabe an seiner Gestaltung zu sozialen und politischen Konflikten? Welche Konflikte entstehen durch Prozesse der Umgestaltung, der Umverteilung und Umnutzung des Straßenraums (zum Beispiel auch durch temporäre Straßenexperimente)? Wie beeinflusst die Materialität des städtischen Raums diese Konflikte (etwa zwischen Fahrradfahrenden und Autofahrenden, spielenden Kindern und Ruhesuchenden)?
  • Inwiefern prägen unterschiedliche Mobilitätsvorstellungen die Nutzung und Akzeptanz von Shared Mobility-Angeboten? Welche Rolle kann Shared Mobility für die Zukunft der städtischen Mobilität spielen?
  • Welche unterschiedlichen Vorstellungen von Fortbewegung und Stadtraumnutzung, Partizipation und dem ‚guten‘ Leben in der Stadt bestehen für die Zukunft?

Für die aktive Teilnahme an der Tagung "Stadt in Bewegung: Aushandlungen von Mobilität und (Lebens-)Raum" mit Impulsvorträgen von ca. 15 Minuten oder auch Projektvorstellungen und -berichten von ca. 15 Minuten bitten wir um Abstracts von maximal 300 Wörtern plus Kurzbiographie bis zum 01. März 2025 an alina.becker@ekwee.uni-muenchen.de. Die Benachrichtigung über angenommene Beiträge erfolgt bis zum 15. März 2025. Die Tagung wird am 27.11.2025 in den Räumlichkeiten der Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München (Südliches Schlossrondell 23) stattfinden. Gegebenenfalls anfallende Hotelkosten für Vortragende können übernommen werden.