Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Lernforschungsprojekt Ländlicher Raum

Das Lernforschungsprojekt von Irene Götz und Marketa Spiritova „Alltagskultur im Wandel: Ethnografische Perspektiven auf Transformationsprozesse in ländlichen Räumen in Bayern“ präsentiert die Ergebnisse der studentischen Forschungen

03.05.2023

R-Urbane Bilder des Ländlichen. Eine Spurensuche im Münchner Umland und darüber hinaus

Die Europäische Ethnologie hat „das Land(leben)“ wiederentdeckt. Nachdem sich das Forschungsinteresse der universitären Volkskunde im Zuge ihrer Neuausrichtung als Europäische Ethnologie, Empirische Kul- turwissenschaft oder Kulturanthropologie seit den 1970er Jahren vorwiegend auf die Untersuchung urbaner Strukturen, Milieus und Alltage gerichtet hat, wendet sich ihr Blick seit den 2000er Jahren wieder vermehrt den sich wandelnden Alltagskulturen in ländlichen, besonders von tiefgreifendem Strukturwandel betroffenen Regionen zu. Die Wiederentdeckung des Ländlichen in der ethnografischen Gegenwartsforschung führte zum Beispiel zur Entstehung des Labors „Kulturanthropologie des Ländlichen“, zur Gründung der „Kommission Kulturanalyse des Ländlichen“ in der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft, zu Forschungen zur „Neuen Ländlichkeit“, zu „Raumpionieren“ und zur „Lifestylemigration“ oder zur Etablierung ganzer Forschungszweige wie den Human-Animal und Multispezies Studies.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit ländlichen Räumen liegt im Trend. Und auch die Politik hat diese Notwendigkeit längst erkannt, zumal sich Länder wie die Bundesrepublik Deutschland, oder auch die Europäische Union, zur Gewährleistung der Daseinsvorsorge und Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse verpflichtet haben. EU, Bund und Länder fördern zum einen zahlreiche Studien zum Thema, zum anderen animieren sie mit Regionalentwicklungsprogrammen wie BULE und LEADER lokale zivilgesellschaftliche Akteur*innen – sogenannte „Communities of Practice“ –, „ihre“ Regionen attraktiver und lebenswerter zu gestalten: für die ansässige Bevölkerung,
im Rahmen touristischer Angebote und um Zuzügler*innen beziehungsweise Rückkehrer*innen anzuwerben. Seit einigen Jahren kommt es in ländlichen Regionen zu einem innovativen Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen und zur Zunahme verschiedener Formen bürgerschaftlicher Selbstorganisation sowie zum Entstehen (kreativ-)wirtchaftlicher Milieus. Die Akteur*innen, zum Beispiel Vereinsgründer*innen, Jungunter- nehmer*innen oder Social Media Expert*innen, schaffen neue analoge wie digitale Räume der Begegnung und Vergemeinschaftung, die der (Wieder-)Aneignung, Revitalisierung, zuweilen auch Neuerfindung der ländlichen Räume dienen und Beheimatung und Gemeinsinn manifestieren. Angesichts von Prognosen zur Bevölkerungsentwick- lung und der finanziellen Lage vieler Kommunen sind solche kreativen, innovativen und zukunftsträchtigen Konzepte zwingend erforderlich, um nachhaltige und integrative kulturelle Landschaften zu bewirken und das Leben auf dem Land wieder attraktiver zu machen.

Die Publikation zum Lernforschungsprojekt findet sich hier als PDF.