Das Erbe des sozialistischen Alltags: soziale Netzwerke und soziales Vertrauen im Postsozialismus. (Bayerischer Forschungsverbund Ost- und Südosteuropa FOROST, 2003-2005)
Enge persönliche Beziehungen und informelle soziale Netzwerke charakterisieren die Gesellschaften der postsozialistischen Länder Ost- und Südosteuropas. Nicht nur die kulturelle Tradition begründet dieses Phänomen. Die speziellen gesellschaftlichen Strukturen postsozialistischer Länder waren einerseits von Partei und Staat intendiert, andererseits sind sie die logische Konsequenz totalitärer Regime, die das soziale Leben in den privaten Bereich zurückdrängen.
Beziehungen und Netzwerke gewähren dem Einzelnen Sicherheit und Lebenshilfe, sie stellen aber gleichzeitig einen Nährboden für Korruption, Bestechung, mafiotische Strukturen und Klientelismus dar. Das Nachwirken des „sozialistischen Habitus“ scheint in den Ländern Ost- und Südosteuropas die Ursache für den schleppenden Verlauf der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Transformation zu sein.
Das Projekt „Das Erbe des sozialistischen Alltags: Soziale Netzwerke und soziales Vertrauen im Postsozialismus“ will sowohl die Praktiken und Strategien des Alltagslebens im städtischen Milieu ehemals sozialistischer Länder als auch deren Nachwirken vergleichend erheben und analysieren: Wie gehen die Menschen mit der „sozialistischen Lebensweise“ um? Welche Strukturen und Funktionen haben soziale Netz-werke? Welche Bedeutung ergibt sich hieraus für die Gegenwart? Die Fragestellungen zielen dabei nicht nur auf die zentrale Rolle der informellen Sozialbeziehungen und Netzwerke, sondern berücksichtigen auch die Einübung von Praktiken und Strategien der „Pflege“ der Beziehungen und Netzwerke durch den Einzelnen.
Stichwörter
Alltagskultur, Alltagsleben, Sozialismus, Sozialistische Länder, Stadt, Transformation; Vertrauen, soziale Netzwerke, informelle Beziehungen; Bulgarien, Serbien, Slowakei, Tschechische Republik, Polen, Estland, Russland
Förderung
Bayerischer Forschungsverbund FOROST, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Art der Forschung
Forschungsverbund "Vertrauen als Voraussetzung wirtschaftlicher und sozialer Integration"
Zeitraum
2003-2005
Kooperation
Wiss. Institute in Bulgarien, Serbien, Slowakei, Tschechien, Polen, Estland, Russland
Leitung
Prof. Klaus Roth
Mitarbeiter
Marketa Spiritova MA (München)/Daniel Habit MA (München), Dr. M. Benovska, P. Petrov MA (Sofia), Dr. Pr. Marković (Belgrad), Dr. P. Lozoviuk (Prag), Prof. L. Dziegiel, Dr. J. Bar, Dr. M. Golonka (Krakau/Krakow), Prof. M. Paríková, L. Herzanová (Bratislava), Prof. E. Vunder, K. Jõesalu (Tartu), V. Popkov (Kaluga)
Weiterführende Links
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Forschungsverbünde