Ethnografien erinnerungskultureller Inszenierungspraktiken in Tschechien. Eine praxeologische Forschung zu kollektiven Gedächtnissen und kultureller Nationsbildung im postsozialistischen Europa (LMUexcellent 2008-2010; BGF 2013-2014)
Das Projekt untersucht gegenwärtige Prozesse der Konstruktion und Vermittlung erinnerungskultureller Botschaften und Semantiken im postsozialistischen Tschechien. Beispielsweise sind Jubiläumsfeiern, hier des Jahres 2008 („1918“, „1938“, „1948“, „1968“, „1988/89“), die einerseits offiziös im Kontext von Staat und Politik und andererseits als Medienevents im Kontext von Kunst, Lifestyle, Sport und Pop inszeniert werden, zentrale Schnittstellen, an denen sich individuelle Erfahrungen und Praktiken sowie makrokontextuelle gesellschaftliche Diskurse bündeln. Durch symbolische Repräsentationen und rituelle Inszenierungen, z.B. Massenmedien, Schulbücher und Museen, dringen die in Elitendiskursen produzierten Geschichtsbilder, Meistererzählungen und (nationalen) Selbstbilder in alltägliche Lebenswelten hinein und werden hier praxeologisch ausgestaltet. Mittels der Methoden der Teilnehmenden Beobachtung, der Medien- und Diskursanalyse in Städten und Regionen werden solche unterschiedlichen Kontexte dicht beschrieben. Dabei ist zu explorieren, welche national, regional und/oder transnational konnotierten Deutungen welcher Vergangenheitsschichten der politischen und wissenschaftlichen Akteure durch welche Gedächtnismedien konstruiert werden.
Förderung
Anschubfinanzierung aus LMUexcellent Bonusmitteln
Habilitationsstipendium der Bayerischen Gleichstellungsförderung (BGF) für Marketa Spiritova (10/2013 bis 03/2014)
Kooperation
Wiss. Institute in Deutschland, Tschechien, Slowakei, Estland
Leitung
Prof. Dr. Irene Götz, Dr. Marketa Spiritova