Spielend „in the Loop“: Neue Mensch-Software Relationen in Human Computation Systemen und deren Auswirkungen auf Sphären des Alltags (DFG, Laufzeit: 11.2021-12.2024)
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Johannes Moser/ Dr. Libuše Hannah Vepřek
Mitarbeiterin: Dr. des. Leonie Thal
International Workshop
Perspectives on hybrid human-AI systems. Bringing together interdisciplinary approaches funded by DFG, Fritz Thyssen Stiftung and Carl Friedrich von Siemens Stiftung
Invited speakers: Christoph Bareither, Anne Dippel, Steven Dorrestijn, Orit Halpern, Catholijn Jonker, Gertraud Koch, Pietro Michelucci, Rainer Mühlhoff, Albrecht Schmidt, Roanne van Voorst
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The research fields of “Human Computation” and “Hybrid Intelligence” investigate how the capabilities of humans and computers can be combined in novel ways, thereby overcoming the limitations of today’s strictly computational “Artificial Intelligence” systems, and yielding the ability to address problems that neither can solve on their own.
Such hybrid human-AI systems are of interest to various scientific disciplines, including, but not limited to, computer science, philosophy, media studies, design, and cultural anthropology, since they have not only the capability to enable new computational and engineering capabilities while posing interesting new problems on their own, but just as much to impact societies on structural levels and our everyday life on microlevels. They elicit questions on the human-AI relations in such hybrid systems that are ethical, judicial, social, cultural, logical, algorithmic, practical, and material in nature.
This workshop brings together scholars, experts, and interested parties with an interest in hybrid human-AI systems to learn how different disciplines understand and approach these systems. The aim is to discuss how each discipline can contribute to an interdisciplinary understanding of the collaboration of humans and machines in such hybrid systems. With this workshop, we want to spark new conversations between different disciplines, addressing, among others, the following questions:
- How does human computation and hybrid intelligence relate to pursuits of and discourses on “Artificial General Intelligence” / “strong AI”?
- How can we grasp human-technology and societal relations unfolding within these systems?
- How is trust established and (re)negotiated in such systems?
- What forms of ethics arise in and with hybrid human-AI systems?
- What are the unique perspectives of the different disciplines, and how can these inform one another?
- How can we arrive at understandings that consider the disciplines’ different approaches and modes of reasoning?
- How can we work together on these topics?
The workshop is organized as part of the research project “Playing in the loop: New Human-Software Relations in Human Computation Systems and their Impacts on the Spheres of Everyday Life” funded by the German Research Foundation. It takes place from April 10–12, 2024 in Munich, Germany.
Projektbeschreibung
Gegenwärtig sind Algorithmen zwar in verschiedensten Bereichen schneller sowie effizienter als Menschen und übertreffen mit ihrer Rechengenauigkeit menschliche Akteur*innen oftmals, gleichzeitig scheitern sie an vielen Problemen, die für Menschen einfach zu lösen sind. Außerdem bedarf es bei den meisten algorithmischen Lösungsansätze dieser Probleme, die auf maschinellem Lernen beruhen, Menschen, die „in the loop“ große Datenmengen zum Trainieren der Algorithmen generieren. Ein Ansatz, in dem Mensch und Algorithmen gemeinsam Probleme lösen, die von keinem der beiden alleine gelöst werden können, sind „Human Computation Systems“ (HCS). In HCS werden Rechenschritte verschiedener Komplexität an Menschen ausgelagert. Das sich rasant entwickelnde und an Bedeutung gewinnende Gebiet ist besonders im Bereich der Citizen Science (CS) erfolgreich. Hier werden Projekte meist als Computerspiele konzipiert, in denen Teilnehmer*innen spielerisch einen Mehrwert sowohl für ein spezifisches Forschungsprojekt als auch für die Algorithmen generieren. HCS werfen zahlreiche gesellschaftliche Fragen auf, sind aber als Forschungsfeld bis dato kulturwissenschaftlich nahezu unerforscht. Das geplante Projekt widmet sich diesem neuen Feld und fokussiert dabei auf zwei Aspekte: Zum einen konzentriert es sich auf die Untersuchung von HCS aus einer subjektbezogenen und moralischen Perspektive, in der es nach der Formierung der Systeme und der Rolle der menschlichen Akteur*innen fragt, und zum anderen auf die Auswirkungen, die HCS in CS-Projekten auf unsere Verständnisse der als Bezugsrahmen für unser Selbstverständnis bedeutenden Alltagssphären Spiel, Arbeit und Wissenschaft haben. Dabei knüpft das Projekt v.a. an theoretische und konzeptionelle Perspektivierungen aus dem Themenbereich der Digitalen Anthropologie und Technik, der Auseinandersetzung mit (digitaler) Ethik und der Rolle des Subjekts sowie der Erforschung der Bedeutungen der genannten Alltagssphären an. Das Herz des Projekts bilden drei Fallbeispiele, die mikroanalytisch und mittels einem auf Methodentriangulation beruhenden Vorgehen untersucht werden. Um das Zusammenspiel sowie die gegenseitigen Abhängigkeiten der an HCS beteiligten Akteur*innen – Entwickler* innen, Forscher*innen, Nutzer*innen sowie der Code – und damit die von ihnen gemeinsam gebildeten Systeme – erkenntnisbringend zu untersuchen, wird zudem ein multiperspektivisches Vorgehen gewählt, das die Perspektive der Informatik in die empirisch kulturwissenschaftliche Forschung einbindet. Das Ziel des Projektes ist es einen Beitrag für die Erforschung neu entstehender Mensch-Maschine-Interaktionen im Bereich der KI zu leisten und außerdem zur weiteren Öffnung der Empirischen Kulturwissenschaft hin zu interdisziplinärer Erforschung dieser themen- und fächerübergreifenden Phänomene, die für das Verständnis von Feldern wie HCS unabdingbar ist, beizutragen.
Vergangener DFG-Workshop 2022
"Formen. Öffentliche Diskurse um neue Technologien und die Rolle der Empirischen Kulturwissenschaft"
Wie werden neue Technologien wie „Künstliche Intelligenz“ (KI), Blockchain und Quantencomputing, Virtual Reality und Robotik oder Gentechnik und Nanotechnologie unsere Zukunft verändern? Wie verändern sie das menschliche Zusammenleben bereits heute? In den Diskussionen um die Entwicklung neuer Technologien und deren Auswirkungen sind heute besonders jene zur KI fast allgegenwärtig in Medien wie Wochen- und Tageszeitungen, Online-Blogs und Foren, aber auch in öffentlichen und politischen Diskussionsrunden vertreten.
Viele Fragen drehen sich dabei um die konkreten Alltagswelten der Menschen: wie verändern zum Beispiel „smarte“ Technologien im Haushalt unsere alltäglichen Routinen und wie beeinflusst KI unsere Arbeitspraktiken und -plätze? Wie wollen wir Alexas an unserem Alltag teilhaben lassen, wie viele Einblicke wollen wir zulassen und wie können wir diesen vielleicht auch umgehen?
Mit ihrer Fokussierung auf alltagskulturelle Phänomene und Prozesse beschäftigt sich die Empirische Kulturwissenschaft mit historischen und gegenwärtigen Lebenswelten und Alltagspraxen und ist somit nah an genau jenen Bereichen, in die diese neuen Technologien eingreifen (werden). Doch welche Rolle nehmen Kulturwissenschaftler*innen in den eben beschriebenen Diskursen um neue Technologien ein? Welche Position möchten und können sie in den öffentlichen und politischen Diskussionen vertreten und gerade diese alltagsweltliche Perspektivierung einbringen?
Wichtige Beiträge einer kulturwissenschaftlichen Perspektive zur Wissensproduktion über die Entwicklung neuer Technologien werden bereits durch Ansätze wie der design anthropology oder des ko-laborativen Forschens geleistet. In einem zweitägigen Workshop im Rahmen des DFG-Projekts „Spielend in the Loop“ möchten wir unterschiedliche Perspektiven aus dem Fach zusammenbringen, um bestehende Ansätze zu reflektieren, über neue nachzudenken und gemeinsam über die Rolle von Kulturwissenschaftler*innen in den öffentlichen Diskursen um neue Technologien zu diskutieren.
Vortragende:
Christoph Bareither, Universität Tübingen --- Milena Bister, HU Berlin/ Wien --- Ina Dietzsch, Philipps-Universität Marburg --- Anne Dippel, Universität Jena --- Lina Franken, Universität Vechta --- Maximilian Jablonowski, Universität Zürich --- Martina Klausner, Goethe Universität Frankfurt --- Matthias Kloft, Goethe Universität Frankfurt --- Jörg Niewöhner, HU Berlin --- Christian Ritter, Hochschule Luzern --- Hannah Rotthaus, Universität Oldenburg --- Tim Schaffarczik , Universität Tübingen --- Sarah Thanner, Universität Regensburg.
Programm
Tag 1 15.02.2023
13:00 Uhr || Begrüßung und Einführung
Begrüßung und Einführung durch Johannes Moser und Libuše Vepřek
13:30 – 14:50 Uhr || Relevanzen & Verschränkungen
Anne Dippel: „Zombie-Daten und Death-Scrolls: Über die Auswirkungen digitaler Verschränkungen auf Erlebnis und Erfahrung in ethnographischer Forschung und populären Alltagen“
Lina Franken: „Neue Technologien im Forschungsalltag wissenschaftspolitisch diskutieren“
14:50 – 15:20 Kaffeepause
15:20 – 16:40 Ausstellen & Begleiten
Tim Schaffarczik: „Diskurse um neue Technologien ausstellen – Ein Tübinger Beispiel“
Christian Ritter: „Wissen vermitteln – Themen platzieren. Digitaler Wandel als Ausstellungsthema an der Schnittstelle von Kulturwissenschaft, Kunst und Gesellschaft“
16:40 – 17:10 Kaffeepause
17:10 – 18:30 || Ko-laborieren & Dezentrieren
Jörg Niewöhner & Milena Bister: „Panarchische Regulierung. Ein Beitrag der Ethnografie zur Technikentwicklung“ (Arbeitstitel)
Sarah Thanner: „Technologieentwicklung zwischen Wissensproduktion, politischem Innovationsnarrativ und Produktversprechungen. Mögliche Positionierungen aus der EKW“ (Arbeitstitel)
18:30 – 19:00 Plenums-Diskussion
Zusammenfassung Tag 1, Ausblick Tag 2, offene Themen
Tag 2 16.02.2023
09:00 – 09:05 Begrüßung Tag 2
09:05 – 10:50 || Regieren & Regulieren
Martina Klausner & Matthias Kloft: „Governing Risky AI“
Hannah Rotthaus: „Digitalisierung im Strafvollzug: Möglichkeiten und Grenzen kritischer Wissensproduktion in geschlossenen Feldern“
10:50 – 11:20 Kaffeepause
11:20 – 12:40 || Kritisieren & Positionieren
Ina Dietzsch: „Naturalisierungen von digitalen Technologien oder Digitalisierung von Natur?“
Christoph Bareither: „‘Kulturen der künstlichen Intelligenz‘ – ein Plädoyer“
Maximilian Jablonowski: „Technologie und Hegemonie – Technikkritik und Conjunctural Analysis“
12:40 – 13:30 Mittagspause
13:30 – 14:55 Uhr || Plenumsdiskussion
15:00 Uhr Ende
Oettingenstr. 67, D-80538 München
Anmeldung bis 31. Januar bei Julia Leitert