Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Leerstellen des Zweiten Weltkriegs in München und Umgebung. Eine virtuelle Ausstellung

Interdisziplinärer Projektkurs des Elitestudiengangs "Osteuropastudien"

 

Leitung: Dr. Marketa Spiritova (Europäische Ethnologie); Dr. Ekaterina Makhotina (Osteuropäische Geschichte)

Der elfte Jahrgang des Elitestudiengangs "Osteuropastudien" hatte in seinem zweisemestrigen Projektkurs das Thema Leerstellen der Erinnerung an die nationalsozialistische Zwangsarbeit aus dem östlichen Europa in München und Umgebung. In dem geschichtswissenschaftlich-ethnologischen Studierendenprojekt galt es, einige dieser Leerstellen, das heißt wenig bekannte Orte der NS-Gewalt an den Menschen aus der Ukraine, Russland, Litauen, Ungarn und anderen Staaten des östlichen Europas aufzuspüren und nach ihrer Rolle in der lokalen Erinnerungslandschaft zu fragen und in einer virtuellen interaktiven Karte zu dokumentieren.

Im ersten Semester (WS 2014/15) beschäftigen wir uns mit den theoretischen Grundlagen der Erinnerungskulturforschung (Erinnerungsorte, Gedächtnis, Identität) und den methodischen Zugängen. Dabei wurden unterschiedliche Erhebungs- und Auswertungsmethoden vermittelt wie Quellen- und Archivarbeit, die Durchführung von narrativen und Leitfaden gestützten Interviews sowie teilnehmende Beobachtungen von kulturellen Performanzen wie bspw. Gedenkritualen und öffentlichen Debatten. In einem zweitätigen Projektmanagementkurs wurden Teams gebildet und geschult, die im weiteren Verlauf des Projektkurses für die Erstellung der Internetseite, die redaktionelle Bearbeitung der Texte, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Vorbereitung der Präsentationsveranstaltung zuständig waren.

Der zweite Teil des Seminars (Frühjahr 2015) orientierte sich am offiziellen Gedenkkalender und bestand aus eigenständiger Feldforschung vor Ort. Dazu gehörten die Durchführung von Leitfaden gestützten und narrativen Interviews mit Zeitzeuginnen, Erinnerungsaktivisten, Lokalpolitikerinnen, Künstlern und Lokalhistorikern; informelle Gespräche mit Anwohnerinnern und Besuchern von Gedenkveranstaltungen; Besuche von Ausstellungen und Gedenkstätten; Begehungen historischer Stätten wie Jüdischer Friedhöfe und ehemaliger Zwangsarbeitslager; schließlich teilnehmende Beobachtungen bei und Fotodokumentationen von historischen Führungen, Gedenkritualen und Denkmalseinweihungen.

Folgenden "Leerstellen" konnte nachgespürt werden: Die KZ-Außenlager Kaufering VII bei Landsberg/Erpfting und Utting in Utting am Ammersee; das Zwangsarbeitslager Neuaubing in München-Neuaubing; das Heeresmunitionsdepot „MUNA“ in Hohenbrunn; das Bombensuchkommando des KZ Dachau mit Zentrale in der Münchner Stielerstraße; Kinder in der Zwangsarbeit; weibliche jüdische Gefangene in den Kauferinger Lagern und als „asozial“ stigmatisierte Frauen im so genannten Dachauer „Lagerbordell“.

In einem dritten Schritt (SS 2015) wurden die Ergebnisse der Feldforschung für die Präsentation im Internet aufbereitet und gemeinsam mit dem Gestaltungsbüro Kontrastmoment die Homepage gestaltet. Im November 2015 konnte die virtuelle Ausstellung www.muenchner-leerstellen.de erfolgreich einem breiten Publikum vorgestellt werden