Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Fach- und Institutsprofil

Das Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie (EKW*EE) vertritt eine Disziplin, die an anderen Standorten im deutschsprachigen Raum unter den Namen Kulturanthropologie, Volkskunde oder Kulturwissenschaft firmiert. Die vielen Namen sind Ergebnis unterschiedlicher Neuausrichtungen des Faches „Volkskunde“ seit den 1960 Jahren.

Die EKW*EE untersucht und analysiert alltagskulturelle Phänomene und Prozesse, die gesellschaftliche Zusammenhänge widerspiegeln und Auskunft über deren Entwicklungen geben. Der Fokus liegt auf gegenwärtigen und historischen Lebenswelten und Alltagspraxen v.a. in Europa, die in globalem Zusammenhang gesehen werden.

Der Schlüsselbegriff Kultur stellt dabei ein soziales Handlungs- und Ordnungssystem dar, das nicht starr fixiert ist, sondern als eine Form gesellschaftlicher Praxis verstanden werden kann: Menschen handeln in einem fortwährenden Prozess jene Regeln aus, die sie für die Organisation ihres Alltags und ihres Zusammenlebens benötigen.

Als Disziplin ist die EKW*EE (mit ihrer Vorläuferdisziplin Volkskunde) ein typisches Kind der Moderne. Ihre Wurzeln reichen zwar bis zur Kameralistik des 18. Jahrhunderts zurück, als eigenständige Disziplin etablierte sich das Fach jedoch im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die massiven Transformationsprozesse in den industriellen Gesellschaften. In deren Folge entwickelte sich ein spezifisches Interesse für die im Verschwinden begriffene Kultur des „einfachen Volkes“.

Geblieben ist davon bis heute das Interesse für die (Alltags-)Kultur breiter Bevölkerungsschichten und für die Veränderungsprozesse, die von europäischen Gesellschaften fortwährend durchlaufen werden. Diese werden in der EKW*EE stets aus der Perspektive der Menschen als handelnde Akteure beleuchtet, die mittels spezifischer Verfahren der Kulturanalyse untersucht werden.

Zeitlich reicht das Spektrum von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, wobei sicherlich die Zeit vom 19. bis zum 21. Jahrhundert im Zentrum steht. In seiner historischen Ausrichtung ist dem Fach dabei an einer historischen Anthropologie mit einem besonderen Augenmerk auf eine Sozialgeschichte regionaler Kulturen gelegen.

Die EKW*EE arbeitet mit verschiedenen empirischen und archivalischen Methoden wie: Feldforschung (z.B. bestehend aus teilnehmender Beobachtung, filmischer und fotografischer Dokumentation und qualitativen Interviews), Inhalts-, Bild- und Diskursanalyse, Mapping, Auswertung historischer Quellen und Medien. Ein solches Vorgehen schließt die Analyse von politischen, ökonomischen, medialen und wissenschaftlichen Kontexten ebenso ein wie von sozialen Ungleichheiten und Machtverhältnissen.
Aus der Auseinandersetzung mit dem qualitativen Datenmaterial und verschiedenen kulturtheoretischen Ansätzen werden reflexive, kritische Perspektiven auf gesellschaftliche Phänomene entwickelt. Das Fach steht im intensiven Austausch mit anderen Sozial- und Kulturwissenschaften und beteiligt sich an interdisziplinären Debatten, etwa im Bereich der Stadtforschung, der Gender Studies, der „postkolonialen“ Theorie und der Diskussion um Arbeit im Kontext neoliberaler Politik.

Das Themenspektrum am Münchner Institut für EKW*EE ist vielfältig: So beschäftigen sich Untersuchungen beispielsweise mit Wohnen und Wohnraumpolitik; mit Migrationsprozessen und Grenzregimen; mit soziokulturellen Prozessen des Alter(n)s und dem Alltag in der Pflegearbeit; mit der Verknüpfung von Stadt und populärmusikalischem „Sound“; mit Arbeit und gesellschaftlichem Wandel; mit Ursachen und Folgen von Armut; mit Geschlechteridentitäten und ihrer Umkämpftheit; mit dem sozialen System Familie; mit Europäisierungsprozessen und ihrem Alltag; mit biografischen Erinnerungen und kulturellem Erbe; mit Nationalismus und Erinnerungspolitiken – und dies alles in verschiedenen europäischen Gesellschaften.