Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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17.12.2019 | Serhat Karakayali: Die Inversion der Rassismuskritik. Der Diskurs um Privilegien, das neoliberale Subjekt und seine Schuld(gefühle)

Verschoben auf Dienstag, 17.12.2019, von 18:00 bis 20:00 in der Oettingenstraße 67 im Raum BU101, 80538 München. Bitte beachten Sie die Raumänderung bei dieser Veranstaltung!

Der Begriff des Privilegs wird heute zunehmend verwendet, um die ungleiche Verteilung beim Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen aller Art sichtbar zu machen. Der Begriff thematisiert aber nicht die vom Zugang in unterschiedlichem Umfang Ausgeschlossenen, sondern jene Teile der Bevölkerung, für die der Zugang (zu politischen Rechten, zum Arbeits- oder Wohnungsmarkt) als unproblematisch gilt. Die heutige Attraktivität des Begriffs hängt vermutlich mit seiner hohen Legitimität in einer bürgerlichen Perspektive zusammen, in der Privilegien nichts Anderes als Gütererwerb ohne Leistung bedeuten. Zur Bezeichnung von z.B. rassistischer Diskriminierung ist er aus mehreren Gründen ungeeignet. So wird die gesellschaftspolitische Dimension des Begriffs umgekehrt, ungleiche Zugangschancen werden gleichsam in Herrschaftsbeziehungen „übersetzt". Diese (Fehl-)Übersetzung hat auch eine affektive Dimension: Der Vorwurf des Privilegs impliziert nicht nur mittelbare Verantwortung, sondern unmittelbare Schuld. Als Werkzeug politischer Organisierung scheint er im Sinne einer Subjektivierung zu funktionieren, die Foucault als Pastoralmacht bezeichnet hatte.