Prekärer Ruhestand. Arbeit und Lebensführung von Frauen im Alter
10.10.2013 – 11.10.2013
Komplette Dokumentation der Tagungsbeiträge (PDF)
Veranstalter:
Institut für Volkskunde / Europäische Ethnologie (LMU)
Prof. Dr. Irene Götz, Dr. des. Katrin Lehnert
i.goetz@vkde.fak12.uni-muenchen.de / k_lehnert@yahoo.de
in Kooperation mit der Frauenbeauftragten der LMU Dr. Margit Weber
Veranstaltungsort:
Ludwig-Maximilians-Universität München
Geschwister-Scholl-Platz 1
Raum D 209
(U3 / U6 Haltestelle Universität)
Anmeldungen bis zum 20. September bitte an: a.rau@vkde.fak12.uni-muenchen.de
Altersarmut ist ein derzeit viel diskutiertes Thema, das in Verbindung mit den zunehmend flexibilisierten, prekarisierten Arbeitsformen bereits jetzt und vor allem auch für die nähere Zukunft eine besondere Brisanz erhält. Insbesondere Frauen sind hier gefährdet: Ihre Erwerbsbiografien – ohnehin oft brüchig durch Zeiten reduzierter oder fehlender Erwerbsarbeit während der Kindererziehung und der Pflegearbeit für die Familie – sind vielfach geprägt von Teilzeitarbeit, gering qualifizierten oder sozial unabgesicherten Arbeitsformen. Diese prekären Erwerbsarbeitsformen, die ihnen als „Zuverdienerinnen“ möglicherweise in bestimmten Lebensphasen zupass kamen, tragen kaum zu Rentenzahlungen und der überdies notwendigen Bildung von finanziellen Rücklagen bei. Gleichzeitig sind viele Frauen angesichts hoher Scheidungsraten und zunehmender Single-Haushalte im Alter auf sich gestellt. Diese Situation wird bis in die mittleren sozialen Schichten hinein zunehmend zu einem Problem, das zu unterschiedlichen Bewältigungsstrategien zwingt. Eine davon ist Zusatzarbeit neben der Rente, häufig bei ehemaligen Arbeitgebern, aber auch als Tagesmütter und Flaschensammlerinnen. Zugleich gibt es viele Rentnerinnen, die sich auch ohne finanziellen Zwang in Erwerbsarbeit und Ehrenämtern engagieren, um beispielsweise einer Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken.
Der Workshop bringt Sozial-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaftler/innen mit Praktiker/innen und Politiker/innen zusammen, um Gründe und Ausmaß von Armut und Arbeit im Ruhestand zu eruieren. Im einzelnen werden die sozioökonomischen und politischen Rahmenbedingungen weiblicher Altersarmut betrachtet sowie mit Hilfe von Fallberichten untersucht, welche Formen des Tätigseins Rentnerinnen entwickeln, um den Begleiterscheinungen von Prekarität im Alter entgegenzuwirken. Dabei wird der Blick ebenso auf die Handlungsermächtigung der Frauen wie auf die sie unterstützenden Möglichkeiten von Politik und Institutionen gelenkt.
PROGRAMM
Donnerstag, 10. Oktober 2013
12:00 Uhr Eröffnung des Tagungsbüros
13:00 Uhr
Grußworte
LMU-Frauenbeauftragte Dr. Margit Weber
Joachim Unterländer MdL (München)
Einführung
Prof. Dr. Irene Götz (LMU)/ Dr. des. Katrin Lehnert (LMU):
Zur Einführung: Arbeit und Lebensführung von Frauen im Alter (Vortrag)
Sektion 1: Altersarmut von Frauen: „Spätfolgen“ eines gegenderten Arbeitsmarktes?
13:30 Uhr
Dipl.-Soz. Brigitte L. Loose (Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin): Einkommensperspektiven familiengeprägter Erwerbsbiografien im Alter (PowerPoint)
14:00 Uhr
Dr. Anika Rasner (DIW Berlin):
Bestimmungsfaktoren geschlechtsspezifischer Unterschiede im Ruhestand von aktuellen und zukünftigen Rentnergenerationen
14:30 – 15:00 Uhr Kaffeepause
Sektion 2: Altersarbeit von Frauen: Befunde aus Forschung und Praxis
15:00 Uhr
Dr. Gisela Notz, (Sozialwissenschaftlerin, Berlin): Ältere Frauen zwischen (Un)ruhestand und neuen Aufgaben (Vortrag)
15:30 Uhr
Dipl.-Soz. Anna Hokema (Universität Bremen): Erwerbstätigkeit von Frauen im Rentenalter: Gründe, Bedeutungen und Arbeitsformen (PowerPoint)
16:00 Uhr
Dr. Winfried Leisgang (Caritas Freiwilligennetz München): Freiwillig engagierte Frauen im Caritas f-net München und der subjektive Blick auf Armut (PowerPoint)
16:30 – 17:00 Uhr Kaffeepause
Sektion 3: Alltag und Realität der Altersarbeit –Fallbeispiele und Werkstattberichte
17:00 Uhr
Dr. Esther Gajek (Universität Regensburg): Gut versteckt. Beginnende Verarmung von älteren Frauen in den mittleren Schichten und Strategien der Bewältigung (PowerPoint)
17:25 Uhr
Maren Glander M.A.(Universität Kiel): Granny Aupair. Mobilität als Strategie im Umgang mit Alter (Vortrag und PowerPoint)
17:50 Uhr
Alexandra Rau M.A. (LMU): Prekärer Unruhestand – Flaschensammeln als aktive Strategie gegen Altersarmut (PowerPoint)
18:15 Uhr
Dr. Margit Weber (Universität München) / Dr. Franz Kalde (Universität Salzburg): Vollzeitjob für Gotteslohn - Altersvorsorge und -versorgung katholischer Pfarrhaushälterinnen im 20. Jahrhundert (Vortrag)
19:00 Uhr Gemeinsames Abendessen
Freitag, 11. Oktober 2013
9:30 Uhr
Dipl.-Soz.Ök. Hannelore Buls (Deutscher Frauenrat, Berlin): Diskurs und Realität weiblicher Altersarmut und die derzeit diskutierten Politiken (Vortrag und PowerPoint)
10:00 Uhr Kaffeepause
10:15 Uhr PODIUM: Frauen im Alter – Politische und praktische Herausforderungen sowie Formen der Selbstorganisierung
Moderation: Dr. Margit Weber
Dipl.-Soz.Ök. Hannelore Buls (Deutscher Frauenrat, Berlin)
Dipl.-Betriebsw. Monika A. Gimpel (Lichtblick Seniorenhilfe e.V., München)
Dipl.-Soz. Heike Skok (Urbanes Wohnen e.V., München) (PowerPoint)
Dipl.-Soz.Päd. Andrea Bayer (Seniorenfachberatung Augsburg-Oberhausen, Caritas) (Statement)
Joachim Unterländer, MdL (München)
11:45 Uhr Kaffeepause
12:15 Uhr Abschlussvortrag
Prof. Dr. Stephan Lessenich (Universität Jena):
Abschied vom „Ruhestand“. Zur politischen Delegitimierung einer gesellschaftlichen Lebensform (PowerPoint, weitere Artikel 1 + 2)
13:00 Uhr Schlussdiskussion
13:30 Uhr Ende des Workshops