Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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PETRA SCHWEIGER: "Bevor man sie angeleitet hat, hat man’s schon selber gemacht"

Arbeitsstile in der stationären Altenpflege zwischen ökonomisiertem System und Vorstellungen von einer „guten Pflege“

Wie gestaltet sich die Arbeit in einem Altenpflegeheim aus Sicht der Pflegenden? Wie verbinden sie ihre Vorstellungen von einer „guten Pflege“ mit den ökonomisierten Arbeitsverhältnissen im Altenpflegeheim und welche Strategien entwickeln sie, um mit den daraus entstehenden Diskrepanzen zurecht zu kommen? Solche Diskrepanzen ergeben sich zum Beispiel konkret aus den verinnerlichten Pflegeparadigmen der Akteure und Akteurinnen, die wiederum aus standesethischen und christlich-caritativen Quellen gespeist sind, und dem durchrationalisierten Alltag ihrer Arbeit. Dieser Beitrag stellt sich in den Rahmen der arbeitsethnografischen Forschung und ihrer angrenzenden Disziplinen. Mit Hilfe des verstehenden Lebensweltansatzes von Schütz und Luckmann wurde aus der Perspektive der Pflegenden ein Blick in die Arbeitswelt eines Münchner Altenpflegeheims geworfen.

In teilnehmenden Beobachtungen und leitfadenorientierten Interviews mit 15 Pflegenden stellte sich heraus, dass erstens eine grundlegende Diskrepanz innerhalb der tradierten Pflegeideale des Berufstandes zu verzeichnen ist, die sich im Arbeitsalltag der Pflegekräfte niederschlägt. Zweitens zeigten sich Zwiespälte und Konflikte im täglichen Arbeitshandeln der Pflegenden, die in der Spannung zwischen ihren Pflegevorstellungen und den ökonomisierten Arbeitsbedingungen begründet liegen.

Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass die Pflegenden kreative individuelle und kollektive Strategien zwischen Anpassung und Eigensinn entwickeln. Sie bewegen sich dynamisch in einem Feld zwischen Effizienz, der eigenen Regeneration und der Pflege sozialer Beziehungen zu Bewohnern, Team und Angehörigen. Es lassen sich beispielhaft Typen extrahieren, wie die „Akkordarbeiterin“, die „Kommunikatorin“ oder die „Selbstbezogene“.

Siehe auch:

Schweiger, Petra (2010): „Bevor man sie angeleitet hat, hat man’s schon selber gemacht“ – Arbeitsstile in der stationären Altenpflege zwischen Ökonomisierungszwang und „guter Pflege“. In: Irene, Götz/Huber, Birgit/Kleiner, Piritta (Hg.): Arbeit in neuen Zeiten. Ethnografien zu Ein- und Aufbrüchen. München, S. 89-101.Buchvorschau (Utz Verlag)

Petra Schweiger (2011): Wir haben zwar Geduld, aber keine Zeit. Eine Ethnografie subjektivierter Arbeitsstile in der ökonomisierten Altenpflege. Münchner Ethnografische Schriften Band 9. ISBN 978-3-8316-4031-7, 122 Seiten, 29,00 €

E-Mail schicken an pet.schweiger@web.de E-Mail an Petra Schweiger