Diese ethnografische Fallstudie befasst sich mit einem kleinen Familienunternehmen und zielte zunächst darauf, die Arbeitswelt, die kulturellen Regeln und Werte der Arbeiter und ihrer Vorgesetzten, „von innen“ zu verstehen. Es handelt sich hier um eine Fabrik für Bilderrahmenproduktion, die durch Konkurrenz von „Billiganbietern“ aus China zu Rationalisierungen und Entlassungen gezwungen ist. Während im Jahr 2007 noch zwölf Mitarbeiter, die Hälfte meist italienischer Herkunft, beschäftigt war, waren zum Zeitpunkt der hier durchgeführten teilnehmenden Beobachtungen noch fünf Mitarbeiter für dieses Unternehmen tätig. Zu den Ängsten vor neuen Entlassungen kamen während der Feldforschung spürbare weitere Umstrukturierungen als krisenhafte Belastungen der Arbeiter/innen hinzu: Der Juniorchef war dabei, eine neue Arbeitsorganisation, flachere Hierachien und subjektivierte, entgrenzte Arbeitsformen einzuführen, die mit den gewohnten Routinen des „arbeiterlichen Habitus“, dem herkömmlichen fordistischen Arbeitsregime, brachen. Die Beschäftigen, die ihre Erwartungen an klare raumzeitliche Grenzen und straffe Führungsstrukturen verteidigten, leisteten Widerstand gegen die Umstrukturierung.
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