Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Habilitation PD Dr. Marketa Spiritova „Performing Memories. Ethnographische Perspektiven auf erinnerungskulturelle Inszenierungspraktiken in Prag (2008 - 2014)“

Im Sommersemester 2019 hat sich Marketa Spiritova mit einer Studie in der Fakultät für Kulturwissenschaften habilitiert, die eine Forschungslücke in der gegenwärtigen, sehr breit geführten Diskussion über „Erinnerungskultur“ und „Gedächtnis“ in den Kultur- und Sozialwissenschaften aufgreift. So fehlten bislang Studien, die sich den populären Erinnerungskulturen im östlichen Europa widmen, die gerade eben nicht von eher elitären Diskursen und politischen Entscheidungsträgern ausgehen, sondern „von unten“ gemacht werden. Wie diese Studie überzeugend darlegt, sind diese nicht weniger bedeutsam − ganz im Gegenteil. Durch ihre Verzahnung mit den weitgehend „von oben“ geleiteten Erinnerungskulturen und Gedächtnispraktiken entfalten sie vielmehr eine bislang noch viel zu wenig erforschte Wirkmacht. Die vorliegende Untersuchung zeigt eindrücklich, durch welche kollektiven Praktiken spezifische Erlebensräume als „Events“ produziert werden und wie diese mit Geschichtsvorstellungen, Gedächtnis und nationaler Identität verbunden sind. Am Beispiel Tschechiens geht Marketa Spiritova diesen Prozessen ethnographisch anhand von Fallbeispielen nach.
Tschechien eignet sich für diese Fragestellungen besonders, da hier Jubiläen und Jahreszahlen „um die Acht“ auf einschneidende Ereignisse aufmerksam machen und die Erinnerungskultur von verschiedenen Seiten befördern: Staatsgründen 1918, Münchner Abkommen 1938, kommunistische Machtübernahme 1948, Prager Frühling 1968 sowie die Samtene Revolution von 1989. Mit dieser Habilitationsschrift trägt Marketa Spiritova zur theoretischen Weiterentwicklung von performativen Erinnerungskulturen bei. Gleichzeigt liefert sie darüber hinaus wichtige Einsichten über Nationalismus und Jugendkultur in Prag und im weiteren Tschechien der Gegenwart. Die Arbeit wird im Transcript-Verlag in der Reihe „Ethnografische Perspektiven auf das östliche Europa“ (Hg. Irene Götz) 2020 erscheinen.