Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Stadtforschung goes East - Urbane Konstellationen in Osteurop ‒ Bukarest (13.‒18. März 2014)

Vom 13.-18. März 2014 organisierte das Institut unter der Leitung von Daniel Habit eine Exkursion in die rumänische Hauptstadt. Im dazugehörigen Seminar im Wintersemester 2013/14 richtete sich der Blick der 28 Studierenden unter dem Veranstaltungstitel "Stadtanthropologie goes East" auf urbane Konstellationen und aktuelle Entwicklungen in osteuropäischen Metropolen, denen auf der Exkursion im Feld nachgespürt wurde. Die sechs Tage orientierten sich an den im Seminar behandelten Themen und umfassten unterschiedliche Stadtviertel, neuralgische Orte und Nutzungsstrategien in einer der sich am schnellsten wandelnden Großstädte in Europa, die sowohl unter der Ägide Ceausescus als auch nach 1989/90 massiven städtebaulichen Eingriffen ausgesetzt war. Nach einer ausgiebigen Erkundung des Alstadtviertels, das in den letzten fünf Jahren massiven Gentrifizierungsprozessen unterzogen worden war, standen am zweiten Tag verschiedene Märkte auf dem Programm. Neben den aus den 1930er Jahren stammenden Obor-Markthallen, die sowohl in Hinblick auf die Versorgung der Bevölkerung als auch architektonisch als Erinnerungsort für die sogenannte Bukarester Moderne stehen, ging die Fahrt durch sozialistische Wohnviertel nach "Europa", einem am nördlichen Stadtrand gelegenen Freiluftmarkt, auf dem vor allem chinesische Importwaren zu finden sind. Hinter diesem bereits in den 80er Jahren als Warenumschlagsplatz dienenden Markt entstand in den letzten Jahren der sogenannte "Rote Drache", ein von einem chinesischen Konsortium errichtetes Einkaufszentrum mit über 6.000 Einzelhändlern. Das 2009 unter schwierigen Vorzeichen errichtete Holocaust-Mahnmal bildete den Auftakt für den nächsten Tag, der sich vor allem mit dem Umgang mit der rumänischen Vergangenheit anhand verschiedener Bauwerke beschäftigte und vor allem die sozialistische Phase der Stadtentwicklung in den Mittelpunkt stellte. Unter dem Überthema "Wohnen" besuchte die Gruppe am nächsten Tag das Stadtviertel "Drumul Taberei", das in den 1960er und 70er Jahren als Vorzeigeobjekt in Europa galt und für 260.000 Menschen konzipiert worden war; nach einer Phase des Verfalls in den 1990er Jahren erlebt das Viertel nicht zuletzt durch die Eröffnung der kurzfristig größten Malls Europas in den letzten Jahren einen großen Aufschwung. Neben weiteren, für das Verständnis der Stadt wichtigen Orten wie dem Nordbahnhof, der Calea Victoriei oder verschiedenen Vierteln, die den Ruf Bukarests als "Paris des Ostens" ausmachten, führte am letzten Tag des Aufenthalts der Weg in den "Palast des Volkes", das von Ceausescus errichtete größte Gebäude Europas, das in seiner an nordkoreanische Verhältnisse erinnernden Monströsität die Stadtlandschaft dominiert und bis heute Anstoß für kontroverse Diskussionen bietet. - Für diese rundum gelungene Exkursion gilt der Dank der Münchner Vereinigung für Volkskunde und dem Institut für die finanzielle Unterstützung und nicht zuletzt den Studierenden, die trotz wenig Schlaf insgesamt 91 Kilometer meist ohne größeres Murren durch Bukarest zurücklegten.