Institut für Empirische Kulturwissenschaften und Europäische Ethnologie
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Governing Migration

Politiken, Technologien, Akteure, Schauplätze und Diskurse.

Projektleitung: Dr. Maria Schwertl
Zeitraum: SoSe 14 bis WiSe 15


Um das Thema „Migration" kreisen heute eine Vielzahl von Akteuren in den unterschiedlichsten Zusammenhängen und auf den unterschiedlichsten Ebenen: Stadtverwaltungen, NGOs, internationale Organisationen wie die UN oder die IOM, Ausländerbeiräte, Organe der EU wie die Kommission oder die Grenzschutzagentur Frontex, Migrantenselbstorganisationen und Diasporaverbände aber auch immer mehr Think Tanks, wissenschaftliche Institutionen oder Kultureinrichtungen wie Museen oder Theater. Nicht alle diese Akteure verstehen unter „Migration" dasselbe: manche interessieren sich eher für Integrationsaspekte, andere für das Migrationsmanagement oder Grenzkontrollen, wieder andere setzen Migration und Diaspora oder Kosmopolitanismus gleich. Und nicht alle diese Akteure behaupten von sich, Migrationspolitik zu machen oder beeinflussen zu wollen. Dennoch sind wir in diesem Studienprojekt von der These ausgegangen, dass sie alle auf die ein oder andere Weise am „Governing Migration" beteiligt sind. Damit wurde von einem weiten Regierensbegriff ausgegangen, der an Konzepte wie das der Gouvernementalität oder des Regimes angelehnt ist und weitaus mehr umfasst als politisches oder staatliches Handeln. Vor einem solchen Hintergrund fragte das Projekt, was es überhaupt bedeutet, Migration zu regieren, zu managen, zu steuern, zu beeinflussen oder auch nur was es bedeutet, dass unterschiedliche Akteure Migration zum gesellschaftlichen und politischen Thema machen. Welche Bilder von Migration und migrantischen Akteuren werden dabei entworfen? Welche Subjektivierungen und (Sprech)Rechte geschaffen? Mit welchen anderen Diskursen verknüpfen sich Diskursivierungen von Migration? Welche Techniken und Praxen kommen in verschiedenen Migrationsregimen zum Einsatz? Anhand eigener Forschungsprojekte zu spezifischen Politiken, Akteuren, Schauplätzen, Diskursen und Technologien in denen die jeweilige Gemengelage dieser Fokuspunkte untersucht wurde, wurde dabei auch deutlich, wie wichtig es ist, einerseits auf den Alltag des Regierens von Migration zu blicken und andererseits auf den Alltag der Bewegungen der Migration: wie kommt es eigentlich zu spezifischen Politiken rund um die so genannte Armutsmigration und wie zu dem Bettelverbot in München? Welche Aushandlungen und Konflikte verbergen sich dahinter? Wie sieht der Alltag einer Beratungsstelle für Migrant_innen aus Bulgarien und Rumänien aus? Wie die der Alltag von Deutschlehrer_innen und Kursträger_innen im Rahmen von Integrationskursen? Was bedeuten eigentlich Politiken wie die Anerkennung ausländischer Abschlüsse für die Sachbearbeiter_innen z.B. bei der IHK? Und worum geht es mit den neuen Arbeitsmarktintegrationsprogrammen für Flüchtlinge? Wie wird die interkulturelle Öffnung der Münchner Verwaltung umgesetzt? Was verbirgt sich diskursiv und mit Bezug auf Migration und Bürgerschaft hinter der medialen Verhandlung des "Rechtsrucks" bei den Europawahlen? Und was hinter der medialen Berichterstattung über die Erstaufnahmeeinrichtung Bayernkaserne? Und welche (kritischen und engagierten) kulturanthropologischen Perspektiven lassen sich auf solche Prozesse einnehmen? Fragen wie diesen haben wir in diesem zweisemestrigen Studienprojekt behandelt. Nach einer Anfangsphase, in der wir uns mit grundlegenden Konzepten und Begriffen, wie „Gouvernementalität", „Regime", „Politik", „Regieren", „Technologie" und „Subjektivierung" sowie mit grundlegenden Methoden der Politik-, Institutionen- und sozialen Bewegungsforschung auseinandergesetzt hatten, tauchten die Teilnehmer_innen ins Feld und in die Diskurse ein und verfassten kurze pointierte Essays auf englisch und, die auf dieser Webseite und dem Transformations-Blog einzusehen sind. Die entstandenen acht Essays durchliefen dabei ein Peer Review Verfahren seitens der Redaktion des Blogs, in dem drei Artikel für die Veröffentlichung ausgewählt wurden, und zwar die Texte von Pascal Momboisse, Eva-Maria Richter und Sabrina Brandenburger/Costanza Zuccoli.