WP 6. TRANSNATIONALE LEBENSWELTEN
WP 6.1. SEMINAR
DR. ANNEGRET BRAUN
Bikulturelle Ehen. Alltagspraktiken in transnationalen Lebenswelten
2-stündig, Mo. 10-12, Ludwigstr. 25, D2a
Globalisierung, Arbeitsmigration und Tourismus führen dazu, dass sich immer mehr Paare aus verschiedenen Kulturen finden, zunehmend auch über Online-Dating im Internet. In diesem Seminar soll die Paardynamik von binationalen Ehen und die Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche des Alltags untersucht werden. Im Blickpunkt stehen u.a. die Geschlechterrollen, Bräuche und Feste, Wohnen, Essen, Verwandtschaft und Kindererziehung. Wie gehen Paare mit der kulturellen Differenz um? Welche Normen, Werte, Erwartungen und Erfahrungen prägen die Beziehung? Wo entstehen Konflikte und Missverständnisse, welche Lösungsstrategien werden entwickelt und welche Alltagspraktiken bilden sich heraus? In eigenen empirischen Studien sollen die Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen diesen Fragen nachgehen (6ECTS, Modulprüfung mit WP 6.2: Hausarbeit oder Klausur, benotet).
Literatur: Beck, Ulrich/Beck-Gernsheim, Elisabeth 2011: Zwei Nationen, ein Paar: Geschichten vom wechselseitigen Verstehen und Missverstehen. In: Fernliebe. Lebensformen im globalen Zeitalter. Berlin, S. 32-63.
WP 6.2. TUTORIUM
BIRGIT BRAJDIC M.A.
Bikulturelle Ehen. Alltagspraktiken in transnationalen Lebenswelten
2-stündig, Mo. 12-14, Oettingenstr. 67, 131
In diesem Tutorium werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begleitend zum Seminar
explorative empirische Recherchen bzw. Forschungen erstellen (3ECTS, Modulprüfung mit WP 6.1, benotet).
WP 6.1. SEMINAR
DR. ELISABETH TWOREK, DR. DES. SIMONE EGGER
Lebensbilder – Lebenswelten.
Biographieforschung als Perspektive und Gegenstand der Kulturanalyse
2-stündig, Mi. 10-12, Monacensia, Maria-Theresia-Straße 23
„München 1966. Ein Kellerlokal. Im Kreis einiger deutscher Freunde. Ich war kaum 19 Jahre alt und seit einem Jahr fort von Teheran und von der Diktatur. 6000 Kilometer weit weg von einem zuhause suchte ich mit Vehemenz die Freiheit, die ich stets vermisst hatte – ohne sie annähernd definieren zu können“, erinnert sich der persische Dichter SAID. Mit seinen Worten gibt er Einblicke in eine Lebenswelt, die von Mobilität und Migration geprägt ist. Andere Lebenswege sind dauerhaft an einen Ort gebunden. Zwischen diesen Polen lassen sich unendliche Varianten ausmachen. Der Schriftsteller Oskar Maria Graf beispielsweise ist am Starnberger See aufgewachsen, hat lange in München gelebt und musste 1933 kurz nach der Machtergreifung aus Deutschland fliehen. Seine Exilorte sind Wien, Brünn und New York, wo er bis zu seinem Tod 1967 lebte. Die Biographien von Menschen können vielfältig verlaufen. Zu denken ist ebenso an die Biographien von Städten, von Gebäuden, Plätzen und Regionen.
Die Bilder eines Lebens kommen in bestimmten Situationen zustande, das Seminar fragt nach den Bedingungen ihres Entstehens in Vergangenheit und Gegenwart. Welche Bedeutung haben Kategorien wie Heimat und Identität in verschiedenen und sich verschiebenden Kontexten? Neben Ansätzen aus der Biographieforschung sollen Überlegungen aus den Bereichen der Kosmopolitismus-, der Transnationalismus- und der Lebensweltforschung in das Seminar einfließen. An exemplarischen Studien werden mögliche Vorgehensweisen diskutiert. Im Rahmen einer Hausarbeit sollen Lebenswege nachgezeichnet und kontextualisiert werden. Der Kurs findet in den Räumen der Monacensia an der Maria-Theresia-Straße 23 statt. Das Literaturarchiv der bayerischen Landeshauptstadt verfügt über einen Bestand von 140.000 Büchern zu München und Bayern sowie über 290 Nachlässe und Briefwechsel von Schriftstellern aus der Region. Die Veranstaltung wird von der Leiterin der Monacensia Dr. Elisabeth Tworek gemeinsam mit Simone Egger vom Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie angeboten (6ECTS, Modulprüfung mit WP 6.2: Hausarbeit, benotet).
Einführende Literatur: Bourdieu, Pierre 1997: Verstehen. In: Bourdieu, Pierre u.a.: Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft (édition discours, 9). Konstanz, S. 799-802. Schütze, Fritz 1983: Biographieforschung und narratives Interview. In: Neue Praxis 1983, 13. Jg., H. 3, S. 283-293.
WP 6.2. TUTORIUM
DR. DES. SIMONE EGGER
Interviews und Gespräche. Methoden der Biographieforschung
2-stündig, Mi. 14-16, Oettingenstr. 67, 115
Begleitend zum Seminar „Lebensbilder – Lebenswelten“ wird im Kontext der Übung ein empirischer Zugang erprobt. Neben der Erkundung des Feldes ist aber auch die theoretische Beschäftigung mit methodischen Vorgehensweisen Teil des Programms. Biographien können in Gesprächen oder mittels Aufzeichnungen erforscht werden. In der Übung sollen die Hausarbeiten für das Seminar 5.1. begleitet und vorbereitet werden. Narrative Interviews, Oral History, Archivrecherchen, Ethnopsychoanalyse und andere Formen der Untersuchung werden in der Praxis ausgeführt (3 ECTS, Modulprüfung mit 6.1, benotet).
Literatur: Becker, Franziska 2001: Ankommen in Deutschland. Einwanderungspolitik als biografische Erfahrung. Berlin. Breckner, Roswitha 1994: Von den Zeitzeugen zu den Biografen. In: Berliner Geschichtswerkstatt (Hg.): Alltagskultur, Subjektivität und Geschichte. Zur Theorie und Praxis von Alltagsgeschichte. Münster, S. 199-222. Weiss, Florence 1996: Vor dem Vulkanausbruch. Frankfurt am Main.